Gold ist in der Menschheitsgeschichte seit Jahrtausenden ein essenzieller Bestandteil der gesellschaftlichen Wertschöpfung. Bereits in der Antike genoss das Edelmetall mit all seinen einzigartigen Eigenschaften einen besonderen Stellenwert. Im Laufe der Jahrhunderte setzte das Gold seinen Siegeszug fort und wandelte sich von einem reinen Kulturobjekt zu einem globalen Zahlungsmittel. Im Interview geben die Experten des Goldhandel-Unternehmens Karatbars einen detaillierten Einblick in die Historie des Edelmetalls.
Die Karatbars International GmbH hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2011 auf den Verkauf kleiner Goldbarren und Geschenkkarten mit Gold spezialisiert. Im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts hat sich das Unternehmen großes Knowhow über das Edelmetall und den Goldhandel angeeignet. Im Interview sprechen die Experten von Karatbars über unterschiedliche Themenfelder und zeigen auf, wie sich Gold im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Die Historie des Goldes ist vielschichtig und losgelöst vom Menschen.
Wie können sich Laien den Entstehungsprozess des Edelmetalls vorstellen?
Karatbars: „Obwohl Gold in der menschlichen Entwicklungsgeschichte stets eine wichtige Rolle gespielt hat, wissen die wenigsten Menschen etwas über den Ursprung und die Entstehungsgeschichte des Edelmetalls. Bevor es von Zivilisationen als Wertsache entdeckt wurde, hat das Gold einen, im wahrsten Sinne des Wortes, sehr steinigen und umständlichen Weg hinter sich bringen müssen, der seinen Anfang im Inneren der Erde hat.
Jegliches irdisches Gold findet seinen Ursprung im Magma des Planeten, das sich unter den tektonischen Platten der Erdkruste befindet. Das flüssige Gestein kennt man meist aus Filmen, Dokumentationen oder Aufzeichnungen. Daher sollte hinreichend bekannt sein, dass die zähe Masse extreme Hitze absondert. Die Temperaturen schwanken so zwischen 700 und 1.250 Grad Celsius.“
Magma allein reicht also aus, um das wertvolle Gold zu erschaffen?
Karatbars: „Generell schon, aber natürlich sind neben der Magma eine ganze Reihe an naturwissenschaftlichen Prozessen notwendig, damit Gold auch wirklich entstehen kann. Da im Erdinneren neben den extremen Temperaturen auch sehr hoher Druck vorherrscht, bahnt sich das flüssige Gestein in letzter Konsequenz seinen Weg an die Erdoberfläche. Wir beobachten dieses Phänomen dann als Vulkanausbrüche.
All diese Faktoren führen dazu, dass der Wasserdampf verdunstet und in die abgekühlten oberen Gesteinsschichten eindringt. Da die tektonische Beschaffenheit Risse und Spalten aufweist, kommen heißer Wasserdampf und Grundwasser miteinander in Kontakt. So entsteht erneut eine Verdampfung. Das ist unter anderem auch der Grundstein für heiße Quellen, die z.B. in Japan breitgefächert auftreten und als Ort der Erholung fungieren.
Jedenfalls sind in diesem Wasserdampf sowohl Gold- als auch Silberatome enthalten, die sich in den geschlossenen Gesteinsschichten abkühlen und ablagern. Diese Atome kristallisieren sich mit anderen freigesetzten Mineralien in den jeweiligen Schichten. An diesem Punkt des Prozesses angekommen, heißt es abwarten. Es müssen nämlich einige Millionen Jahre vergehen, bis durch die tektonische Plattenverschiebung Goldadern entstehen.
Das klingt auf jeden Fall nach einem sehr langwierigen Prozess. Ist das auch der Grund, warum dem Gold ein so hoher Wert beigemessen wird?
Karatbars: „Wert ist immer eine Frage der Perspektive und wird durch uns Menschen festgelegt. Das Gold als solches hat keinen wirklichen Wert. Die gesellschaftlichen Zusammenhänge, kulturelle Aspekte und auch wirtschaftliche Interessen sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Edelmetall über die Epochen hinweg so viel Aufmerksamkeit genossen hat. Dadurch ist letztlich eine unerschöpfliche Nachfrage entstanden, die jedoch aufgrund der Endlichkeit des Goldes nicht vollends bedient werden kann. Diese Seltenheit macht Gold so begehrt.
Welche Rolle hatte Gold in den Anfängen unserer menschlichen Zivilisation?
Karatbars: „Eine Besonderheit, die Gold bis heute verkörpert, ist die kulturelle Unabhängigkeit. Gold wurde rund um den Planeten als wertvoll angesehen. Land, Entwicklungsstufe und Kultur sind dabei unwichtig. Das hat sich bis heute nicht verändert. Die Seltenheit hat das Edelmetall bereits vor Jahrtausenden zu einem begehrenswerten Gut gemacht. In früheren Epochen fungierte das Gold mit seinen Eigenschaften speziell als Tauschobjekt.
Über die Zeit hinweg vereinheitlichte das glänzende Metall den Tauschhandel, der vorher mit unausgeglichenen Verhältnissen zu kämpfen hatte. Bevor das Gold die Anfänge von Währungen begründete, handelten die Menschen mit Vieh, Getreide oder verschiedenen Münzen. Die jeweiligen Güter unterschieden sich aber in ihrem jeweiligen Wert. Ein Ungleichgewicht innerhalb des Handels war die Folge. Gold als Zahlungsmittel machte die Problematik obsolet.“
Wie genau entwickelte sich das Gold als Zahlungsmittel im weiteren Verlauf der menschlichen Historie weiter?
Karatbars: „Da Gold kulturübergreifend und losgelöst von Nationen einen hohen Stellenwert genoss und auch immer noch genießt, etablierte es sich relativ schnell in den jeweiligen Wirtschaftssystemen. Ein wichtiger Schritt in dieser Entwicklung ist die Münzprägung. Aus heutiger Sicht kann die Legierung des Goldes für den Zahlungsverkehr als Meilenstein angesehen werden, da das Edelmetall für damalige Verhältnisse die fortschrittlichste Währung darstellte. Die weltweite Akzeptanz war dabei sehr entscheidend.
Sie war auch für die Relevanz und Macht von Staaten verantwortlich. Könige und Kaiser, deren Schatzkammern mit viel Gold gefüllt waren, konnten ihre Vormachtstellung und ihren Einfluss festigen und ausweiten. Im gleichen Atemzug war die Beschaffenheit als Zahlungsmittel dafür verantwortlich, dass sich die Menschheit weiterentwickeln konnte. Technologie, Ingenieurskunst und kulturelle Facetten hätten ohne zahlungskräftige Förderer nicht den Stand von heute erreicht. Wenn wir den Gedanken noch weiterspinnen wollen, müssen hier auch Kriege genannt werden. Sie sind in der Geschichte und auch in der Moderne im weitesten Sinne of Gold als Ursache.“
Gold hat also sowohl schöne als auch schlechte Seiten?
Karatbars: „Ganz genau. Gold hat auch leider seine Schattenseiten. Für das Edelmetall wurde geraubt, geplündert und auch gemordet. In der Menschheitsgeschichte gibt es genügend schreckliche Ereignisse, die das belegen. So wurde z.B. im 16. Jahrhundert das Volk der Inka aufgrund seines großen Goldreichtums durch den spanischen Eroberer Francisco Pizarro ausgelöscht. Das Gebiet der Inka erstreckte sich über weite Teile der Westküste des südamerikanischen Kontinents und deren Herrschaft dauerte bis Ihrer Vernichtung mehrere Jahrhunderte an.
Die Spanier stellten für die technologisch und militärisch unterlegenen Inka eine Übermacht dar. Den Schusswaffen und Kanonen konnten Speere und Keulen nichts anhaben. Pizarro hinterließ mit seinem Gefolge eine Schneise der Verwüstung und erbeutete circa 180 Tonnen Gold und 16.000 Tonnen Silber. Das Inka-Gold entspricht heute einem Gegenwert von fast acht Milliarden Euro und festigte die Machtposition Spaniens als Weltmacht auf den Meeren. Der unermessliche Wohlstand des westeuropäischen Landes, der durch die damaligen Raubzüge ermöglicht wurde, basierte somit auf der Auslöschung einer jahrhundertealten Kultur.“
Warum haben Menschen so grausame Dinge getan, um in den Besitz von Gold zu gelangen?
Karatbars: „Der Wert des Goldes ist auf jeden Fall der Hauptgrund für die geschichtlichen Schattenseiten. Er bringt die Gier und den Machthunger der Menschen zum Vorschein. Der Genozid am Volk der Inka ist da nicht der einzige Schandfleck in der Historie. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch die Azteken, deren Goldreichtümer abermals die Spanier anlockten. In der Person von Hernandez Cortez wurde das gesamte Land nach Quellen und Goldadern abgegrast. Ein Prozess, der keinesfalls friedlich ablief und aztekische Kultur auslöschte und die Azteken selbst fast bis auf null dezimierte.“
Die Völker der Azteken und der Inka sind für viele Menschen in der heutigen Zeit noch ein halbwegs greifbarer Begriff. Doch wie sieht es mit der entfernteren Vergangenheit aus, in welchen weit zurückliegenden Epochen wurde dem Gold schon vorher so eine immense Bedeutung beigemessen?
Karatbars: „Es gibt zahlreiche Überlieferungen aus der tieferen Vergangenheit, die die Rolle des Goldes in der menschlichen Zivilisation genauestens beschreiben. Faszinierend ist dabei, dass sich trotz der gigantischen Zeitspanne der gesellschaftliche Wert des Edelmetalls nie verändert hat. Schauen wir uns z.B. die alten Ägypter mit ihren Pharaonen an. Gold war in dieser antiken Kultur nicht nur ein Zeichen von Macht, sondern verkörperte Glauben und symbolisierte die damaligen Mythen.
Als Ebenbild von Gottheiten, so definierten sich mächtige Herrscher im Altertum, wie etwa Ägypten. Die Schönheit und Ästhetik des Edelmetalls machten es zu einem Wahrzeichen vieler Adeliger in darauffolgenden Generationen. Im Grunde ein sehr ansprechender Gebrauch für Gold, dennoch bekamen auch die alten Ägypter sprichwörtlich den Hals nicht voll. Die Oberhäupter unterhielten professionelle Mienen, in denen unzählige Sklaven nach Gold schürften.
Welche historische Bedeutung das Edelmetall hat, wird besonders gut im 4. Jahrhundert vor Christus deutlich. In der damaligen Epoche lebte Alexander der Große, der in einem globalen Eroberungszug beinahe die Weltherrschaft an sich riss. Für seinen Kriegszug benötigte er haufenweise Gold, das er zu Anfang in den vererbten Goldminen seines Vaters Phillip II. von Makedonien bekam. Für sein Vorhaben eroberte er jedoch reiche Ländereien des Nahen Ostens und plünderte die Schätze des persischen Reichs. Alexander der Große wurde zwar nur 33 Jahre alt, hatte aber in seiner kurzen Lebensspanne ungeheuren Reichtum angehäuft.“
Kommen wir zurück in die jüngere Vergangenheit. Welche Rolle spielt das Gold in der deutschen Geschichte?
Karatbars: „Das ist ein großer Zeitsprung. Für den deutschsprachigen Raum ist vor allem die im Vorfeld thematisierte Münzprägung ein historisch relevanter Meilenstein. Lübeck war im Jahr 1340 die erste deutsche Stadt, die nach Florentiner Vorbild Gulden prägte. Ausgangspunkt war das kaiserliche Privileg, das der reichen Hansestadt das Recht für dieses Vorhaben einräumte. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde der sogenannte Goldgulden vom Dukat verdrängt, der ab 1559 offiziell zur Reichsmünze erklärt wurde, bis sie 1857 auf dem Gebiet des Deutschen Zollvereins abgeschafft wurde.
Gold ist also für den deutschsprachigen Raum eher als reines Zahlungsmittel in Erscheinung getreten?
Karatbars: „Wenn wir über die geschichtliche Relevanz sprechen, dann ja. Besonders Ende des 19. Jahrhunderts wurde Gold als Zahlungsmittel in Deutschland immer wichtiger. Im Deutschen Kaiserreich wurde ab 1871 die einheitliche Währung Mark eingeführt, die auf dem Edelmetall basierte. Das 10- und 20-Mark-Stück wurden aus 900er Gold geprägt und fungierten als Kurantmünzen. Die damalige Reichbank tauschte sogar Banknoten gegen Gold ein.
Interessant wird es mit Beginn des Ersten Weltkriegs. Während des Krieges horteten die Menschen ihre Goldmünzen, um zahlungsfähig zu bleiben. Der deutsche Staat versuchte jedoch, an das gebunkerte Gold der eigenen Bevölkerung zu gelangen, um die Kosten des Krieges zu decken. Mit der Aktion „Gold gab ich für Eisen“ sollten die Bürger Wertgegenstände aus Gold und Silber gegen Schmuck und Medaillen aus Eisen tauschen. Aus heutiger Sicht zwar ein sehr perfides Manöver, geschichtlich dennoch hochspannend.“
Haben andere Staaten ein ähnliches geschichtliches Verhältnis zum Gold?
Karatbars: „Tatsächlich folgten viele andere Länder dem Beispiel Deutschlands und veränderten im 19. Jahrhundert ihr Währungssystem. Der primäre Fokus lag fortan auf Gold. Die USA etwa prägte die Eagle-Goldmünze und die Menschen im Britischen Empire zahlten mit dem Sovereign. Frankreich, Italien, Belgien und die Schweiz gründeten im Jahr 1865 sogar eine Art europäische Währungsunion, die auf den Namen Lateinische Münzunion hörte. Sie basierte anfangs auf einem Gold-Silber-Standard. Ab 1885 schwenkte man komplett auf Gold um.“
Das klingt ja fast so, als ob die heutige Währungsunion einen Vorläufer hatte. Woran ist der Zusammenschluss gescheitert?
Karatbars: „Am Ersten Weltkrieg. Bevor die enormen Kriegskosten die Idee der goldgedeckten Währung in die Knie zwang, traten dem Zusammenschluss sogar noch viele europäische Länder bei oder passten sich den neuen Gegebenheiten auf dem Kontinent an. Mit dem Ausbruch des Krieges wurde der Vertrag in langsamen Schritten aufgelöst und die Lateinische Münzunion geriet in Vergessenheit.“
Wurde Gold somit weniger wichtig?
Karatbars: „Ganz im Gegenteil. Nach dem Kriegsende versuchten viele Länder den Goldstandard wieder einzuführen. Allerdings hatten sich die globalen Strukturen verändert. Vor allem der aufkeimende Außenhandel sorgte für Probleme, da immer mehr Gold und Devisen aus Ländern mit Leistungsbilanzdefiziten abflossen. Die USA glichen diese Unverhältnismäßigkeit mit großzügigen Krediten aus und gingen ab 1920 in eine restriktive Geldpolitik über. Frankreich tat es den Vereinigten Staaten gleich. Jedoch führte diese Strategie dazu, dass noch mehr Gold aus Europa und Südamerika abfloss. In der Konsequenz büßte der Goldstandard in den jeweiligen Staaten stark an seiner Glaubwürdigkeit ein.“
Welche Rolle spielt Gold in der heutigen Zeit?
Karatbars: „Der Wert des Goldes ist auch in der heutigen Zeit nicht von der Hand zu weisen. Das Edelmetall symbolisiert noch immer Macht, Reichtum und Wohlstand. Lediglich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen haben sich verändert. Gold spielt heute z.B. an der Börse eine essenzielle Rolle. Das wurde in der Anfangszeit der Corona-Pandemie eindrucksvoll unter Beweis gestellt, da ein Großteil der Aktionäre in das Edelmetall investiert haben.“
Quellen:
https://www.karatbars.com/de
https://www.planet-wissen.de/
https://www.finanzwelt-ratgeber.de/investition-in-gold-ratgeber-zum-goldkauf/
https://www.juwelier-schmuck.de/ratgeber/wie-wird-gold-und-silber-hergestellt
https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/rohstoffe/urban-mining-bares-gold-aus-elektroschrott/